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Was ist Haptonomie ?

Die Haptonomie ist eine allgemeine menschliche Umgangsweise, die innerhalb jedes Berufes im medizinisch-sozialen Bereich integriert werden kann. Sie versucht die Art und Weise, wie wir mit körperlichen und psychischen Problemen umgehen, in den Vordergrund zu bringen. In unserer erfolgs- und leistungsorientierten Gesellschaft haben Gefühle von Schwäche und Unvermögen keinen Platz. Sie werden verdrängt und der Betroffene weiss nicht mehr, wie er mit ihnen umgehen kann.

Die Haptonomie will den Menschen wieder mit seinen Gefühlen in Kontakt bringen. Sie will die Fähigkeit des Menschen unterstützen, liebevolle, stabile, und sichere Kontakte aufzubauen. Das Gefühlsleben spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Haptonomie ist schwierig zu beschreiben. Man muss sie erfahren, um sie im wahrsten Sinne des Wortes begreifen zu können.

Der Begriff Haptonomie setzt sich zusammen aus den griechischen Begriffen „hapsis“ und „ nomus“. Hapsis bezeichnet den Tastsinn, das Gefühlsleben und das Taktgefühl. „Nomos“ was Regel und Norm bedeutet. Hapto im Wort Haptonomie stammt von dem Verb „haptein“ und bedeutet ich berühre, ich vereinige, ich stelle eine Verbindung her, und im übertragenen Sinne, ich nehme mit jemanden ( durch Berührung) Kontakt auf, um Gesund zu machen, zu heilen, zu bestärken.

Die Haptonomie wird auch die „Wissenschaft der Affektivität“ oder die „Wissenschaft der Gefühle“ genannt. Die Haptonomie ist in den Niederlanden durch Frans Veldman Sr entwickelt worden.

Die Haptonomie will den Menschen entdecken lassen, wie er selber Entscheidungen treffen kann, um seinem Leben eine eigene Richtung zu geben. Weiter zeigt es ihm auf, wie er Verantwortung für sein Handeln und Leben übernehmen kann. Wir möchten die Menschen wieder erfahren lassen, wie er mit seinen Beschwerden umgeht und welche Gefühle es bei ihm hervorruft. Macht es ihn z.B. ängstlich oder traurig, wenn er seinen Arm schlecht oder nur mit Schmerzen bewegen kann, oder steht vielleicht eher "ich darf nicht schwach sein und ich werde meinen Schmerz bekämpfen" im Vordergrund. Wir möchten den Menschen mehr auf seine Gefühle ansprechen und ihn lernen, wie er von seinem Gefühl heraus, anders mit den Beschwerden umgehen kann.

Berührung, körperlicher Kontakt, spielt in der Haptonomie eine wichtige Rolle. Eine Berührung hat eine bestimmte "Qualität" oder anders gesagt, man kann in einer Berührung etwas zum Ausdruck bringen. Eine Berührung kann distanziert, hart oder weich, tröstend oder zärtlich sein. Wir sind uns nicht mehr so gewohnt, unseren Berührungen eine bestimmte Qualität zuzuteilen. In der Haptonomie spricht man diesbezüglich von einer psychotaktilen Berührung. Es sind die affektive, gefühlvolle Berührungen die wir brauchen und die es möglich machen, uns wieder selber zu spüren und unsere Gefühle zu ordnen oder zu verarbeiten. Hier versucht die Haptonomie behilflich zu sein.

Viele Menschen haben den Kontakt zu ihren eigenen Gefühlen und zu dem, was sie tief in sich fühlen und erleben, verloren. Sie haben kein Vertrauen zu sich Selbst und zu ihrem inneren Wissen darüber, was gut für sie ist. Das passiert oft ganz unbewusst und der Mensch merkt gar nicht, dass er sich gegen seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse entscheidet. Im Gegenteil, er ist der Überzeugung, dass es so richtig ist. Eine solche Entfremdung von sich selbst kann ein wesentlicher Grund sein für Störungen des persönlichen Wohlbefindens, für depressive Verstimmungen und schwere Lebenskrisen.